Am Sonntag, den 28.04.13 unternahmen meine Familie und ich einen schönen Spaziergang durch den vorfrühlingshaften Wald von der Schmelzmühle nach Fronhausen.
Der Spaziergang endete aber mit einem schrecklichem Erlebnis. Am westlichen Ortsrand von Fronhausen in Verlängerung der Gossegasse sind einige Fischzuchtteich angelegt. Ich bemerkte dort an einem kleinen Tümpel einen Graureiher, der versuchte aufzufliegen aber anscheinend in dem Tümpel fest hing. Ich vermutete, dass er sich in einem der aufgestellten Netze verfangen hatte und nicht mehr los kam. Ich betrat das Gelände um ihn zu befreien, fand aber zu meiner Verwunderung an diesem Tümpel keine Netze vor. Allerdings verlief ein Seil von einem am Rand befestigten Pflog in den Tümpel. Als ich an dem Seil zog, traute ich meinen Augen nicht. Am Ende war eine Schlagfalle befestigt, die knapp unterhalb des Knies des Graureihers zugschnappt war. Die Wucht hatte dem Graureiher den Knochen komplett durchtrennt und der Unterschenkel hing nur noch an wenigen Hautfetzen am Oberschenkel. Völlig geschockt rief ich meine Familie zur Hilfe, die per Handy Hilfe herbeirufen sollte. In der Zwischenzeit befreite ich den Graureiher aus der Falle, er war aber nicht mehr flugfähig. Kurze Zeit später traf Björn Behrendt ein und zusammen haben wir den Graureiher eingefangen und in die Gießener Vogelklinik gefahren. Die Verletzungen erwiesen sich aber als so massiv, dass der Vogel sofort eingeschläfert werden musste.
Noch während der Rettung erschien ein Betreuer der Fischzuchtanlage, der uns erklärte, dass die Schlagfalle eigentlich gegen Waschbären gedacht war. Möchte nicht wissen, wie viele Graureiher bereits vorher dort elendig verreckt sind. Die Vogelklinik erklärte uns, dass der Einsatz der Falle durch die Person in dieser Situation illegal war und dass man Strafanzeige wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz etc. erheben sollte. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was hätte passieren können, wenn spielende Kinder durch einige der vorhanden Löcher im Zaun auf das Gelände gelangt wären.
Am Abend kam es noch zu einem Telefongespräch mit dem Pächter der Anlage, der die Aufstellung der Falle auch zugab und dem der Vorfall Leid tat. Nichts desto trotz haben wir Anzeige bei der Polizei Marburg erstattet.
Der Vorfall zeigt (und auch das Gespräch mit den Ärzten in der Vogelklinik), dass die Verfolgung mit Schlagfallen noch weit verbreitet ist und noch immer illegalerweise gegen Greifvögel eingesetzt wird. Wer das Elend am Sonntag miterlebt hätte, der kann nachvollziehen, warum der NABU ein Verbot für solche Fallen fordert. Jedenfalls fiel es mir am Abend sichtlich schwer, meinen traurigen Kindern eine vernünftige Erklärung zu liefern, warum Menschen so etwas tun.